Am 20.08. startete Sigmar Gabriel in Bonn seine Wahlkampftour.
Vor dem Bonner Münster begann der SPD-Parteivorsitzende bei ordentlichem Wetter seine “Klartext”-tour. Im Vorprogramm stellten sich die SPD-Kandidaten aus der Umgebung vor. Die Phrasen der Politik beherrschen sie schon perfekt, genauso wie den engagierten Haustürwahlkampf. Während sich der Platz weiter füllte, trat Ulrich Kelber, der Bonner Bundstagsabgeordnete und stellvertretender Fraktionschef, auf. Sein symphatischer Auftritt erklärt, wieso er schon seit dreizehn Jahren im Bundestag sitzt und bei Wahlen stets das Direktmandat gewann.
Dann endlich der ersehnte Aufritt des SPD-Parteivorsitzenden Sigmar Gabriel. Ein Moderator stellte ihm gelegentlich Fragen, die er dann auch ausführlich und ausschweifend beantwortete. Gabriel erzeugte eine lockere Atmosphäre. Nicht zuletzt, weil er sich jederzeit die ordentliche Portion Humor miteinbrachte und es nie langweilig wurde. Zudem arbeitete sich Gabriel nicht übermäßig am politischen Gegner ab. Der Schwerpunkt lag klar auf dem eigenen Programm. Bemerkenswert ist zudem, dass er wiederholt diverse Fehler der SPD zugab, dabei aber sehr vage blieb.
Emotional wurde es beim Thema Rente, so verfehlte ein Becher Gabriel nur knapp, doch gab sich der Parteivorsitzende auch hier souverän. Regelmäßig erntete er Applaus. Ebenfalls fiel über die gesamte Veranstaltung auf, dass er pragmatisch blieb. Keine radikalen Parolen oder Polarisierung.
Zuletzt hatten die Bürger die Möglichkeit Fragen zu stellen. Am Interessantesten: Bündnis mit der Linkspartei? Jein. Mit der Ostlinken um Gregor Gysi würde Sigmar Gabriel koalieren, allerdings nicht mit den ”SPD-Hassern” im Westen. Pech nur, dass beide im selben Parteikörper gefangen sind. Auch stellt für ihn die mangelnde Verlässlichkeit der Linken (sein Beispiel: Oskar Lafontaine will den Euro nicht) eine Gefahr für die Stabilität einer möglichen Regierung dar. Dabei sieht sich Gabriel auf einer Linie mit bisherigen Bündnispolitik der 150-jährigen SPD, die nach eigener Aussage sehr auf Stabilität bedacht war.
Mehrmals wurden die Zuhörer, auch von Gabriel persönlich, dazu aufgefordert zur Wahl zu gehen, um das wichtigste Instrument der politischen Mitbestimmung zu nutzen, auch wenn sie ihr Kreuz nicht bei der SPD machen wollen. Eine bemerkenswerte Aussage zu Beginn der heißen Phase des Wahlkampfes.