Das einzige TV-Duell des Wahlkampfes ist, nimmt man die Umfragen als Maßstab, ohne einen deutlichen Sieger geblieben. Doch auch ohne geschlossene Meinung der Demoskopen lieferte das TV-Duell Erkenntnisse. Merkel war nicht so passiv wie erwartet, sie attackierte sogar manchmal (!). Steinbrück hingegen ging seine Konkurrentin nicht so aggressiv an wie erwartet. Nichtsdestotrotz konnte man den einzelnen Kandidaten zweifelsfrei identifizieren. Sie waren sich nicht so ähnlich, wie in der Berichterstattung gerne dargestellt. Steinbrück blieb klar unter seinen Möglichkeiten, doch er blieb auch eher der Klartext/Klare Kante-Kandidat. Fragen beantwortete er wesentlich direkter und kürzer als die Kanzlerin, die, wie Steinbrück anfangs sagte, den Wähler einzulullen versuchte. Beispielsweise mit Hinweisen auf die gute Lage des Landes, die man nicht “schlechtreden darf”. Dazu leistete sie in den vergangenen vier Jahren keinen Beitrag, aber das verschwieg sie natürlich. Dafür schwamm sie bei der NSA-Abhöraffäre, Steinbrück bei den Pensionen. Für ihn sind der schlechte Start seiner Kampagne und die zahlreichen Fettnäpfchen immer noch eine Last. Das merkte man ihm auch an, da er sonst viel angriffslustiger und lockerer aufgetreten wäre. Stattdessen lieferte er eine souveräne Leistung ab, doch kann Steinbrück noch mehr Klartext und weniger Floskeln wie im TV-Duell bieten.
Wie ein Duell wirkte diese Sendung allerdings nicht. Dazu leistete das Format einen gehörigen Anteil. Die Kandidaten standen sich nicht gegenüber und die Themen wurden von den Moderatoren (wieso braucht eigentlich man vier von denen?) eher durchgepeitscht als geklärt. So kam bedauerlicherweise keine wirkliche Debatte zustande. Ein klarer Vorteil für Merkel, da Steinbrück sie im “Nahkampf” vermutlich überrollt hätte. Doch auch so wurde er als unfair und aggressiv empfunden. Wieso? Weiß man nicht. Der derzeitigen Regierung und der Kanzlerin kann man Schlimmeres vorwerfen als das, was Steinbrück sagte.
Auch ohne klaren Sieger war das Duell für den Wahlkampf wichtig. Beide Kandidaten sind nun vergleichbar, Nichtwähler konnten angesprochen und das eigene Lager motiviert werden. Gerade für die SPD ist dies bedeutend, denn wenn sie noch schwarz-gelb in irgendeiner Weise ablösen wollen, müssen sie jetzt noch einen Zahn oder besser ein ganzes Gebiss zulegen. Dafür war das TV-Duell ein recht ordentlicher Auftakt. Es bleiben drei Wochen…