Einen Tag nach dem TV-Duell zwischen Angela Merkel und Peer Steinbrück fand auch der Dreikampf der Spitzenkandidaten Gregor Gysi (Linke), Jürgen Trittin (Grüne) und Rainer Brüderle (FDP) statt. Den Namen hatte sich die Sendung zu Recht verdient, denn sie war wesentlich lebhafter als das TV-Duell Merkel-Steinbrück. Das Temperament, inbesondere Gysis und Brüderles, stellte auch die Moderatoren Schönenborn und Gottlieb vor Herausforderungen. Wie präsentierten sich nun die Kandidaten?
Brüderle fiel vor allem durch eine schlechte Aussage auf. So sagte er, “Wir haben zwei Millionen Arbeitsplätze” und bezog sich dabei auf den Zeitraum seit 2005. Nun ist es aber so, dass die FDP um Brüderle erst seit 2009 auf der Regierungsbank sitzt. Auch verlegte sich Brüderle, wenn die Sprache auf Mindestlohn, Rente und Steuern kam, auf Panikmache. Stichhaltige Argumente lieferte er nur wenige. Besonders anschaulich wurde er nur einmal: “Keine Kuh, aber Milchquote”.
Trittin war von allen in der Runde der ruhigste. Zwar trug er stichhaltige Argumente vor, wie beim Mindestlohn, der den Staat vier Milliarden an Lohnsubventionen spare. Doch zeigte er dabei weniger Emotionen und blieb sachlicher, was im angesichts der Kämpfer Gysi und Brüderle zwangsläufig so wirken musste. Am emotionalsten wurde Trittin, als er Brüderle der Lüge über die grünen Steuerpläne (Brüderle warf ihm vor, die würden die Mittelschicht zerstören) bezichtigte. Doch auch Trittin fuhr schweres Geschütz auf. So warf er der Regierung vor, das Betreuungsgeld sei “Irrsinn”und schwarz-gelb mache in Zeiten höchster Steuereinnahmen trotzdem noch Schulden. Doch seine Aussage, seit Merkel regiere (2005) seien 500 Millionen Euro Schulden aufgenommen worden, war eher unfair und ein Eigentor. So erwähnte er die Weltwirtschaftskrise nicht. Ziemlich unglücklich, da dort die meisten Schulden gemacht wurden und er im Zusammenhang mit der Haushaltsdisziplin Keynes zitierte, rechtfertigte er dies unwissentlich, da dieser lehrt, in schlechten Zeiten müssen Schulden gemacht werden. Doch im Grundsatz, nämlich, dass schwarz-gelb zu viele macht, hat er ja recht. Unglücklich gelaufen.
Gysi, der rhetorisch versierteste unter den Dreien, wurde seinem Ruf gerecht. Auch er argumentierte geschickt und mit viel Herzblut. So forderte er, die Reichen bei der Steuer nicht zu schonen, damit der “Mittelstandsbauch” abgebaut werden könne. Denn seiner Meinung nach würde die Mittelschicht alles bezahlen, da es die Armen nicht könnten und sich die Regierung nicht an die Reichen herantraue. Gemeinsam mit Trittin trat er für einen Mindestlohn ein, um ein menschenwürdiges Leben zu ermöglichen und Altersarmut zu verhindern. Zudem führte Gysi andere Länder Europas auf, die auch mit Mindestlohn erfolgreich seien. Kreativ wurde er beim Thema Energiewende. Er schlug eine Abwrackprämie für alte Hausgeräte vor. Eigentlich keine schlechte Idee.
Von allen Dreien hatte Gysi in allen Bereichen die konkretesten Vorstellungen und zeigte am meisten Einsatz. Brüderle dagegen war oft in der Defensive, teilte aber auch ordentlich aus, leider meistens zu Lasten der Argumentationsqualität. Trittin lieferte eine ordentliche Leistung ab, gegen Gysi aber wirkte er eher blass.
Doch auch das Konzept dieses Duelles hätte man noch verbessern können. So blieb für wichtige Themen wie Eurokrise und Energiewende wenig Zeit. Hier hätten zwei Dreikämpfe nicht geschadet. Leider ist in dieser Runde auch wenig auf die Regierungsleistung eingegangen worden, wobei es doch interessant gewesen wäre, Bilanz zu ziehen nach vier Jahren schwarz-gelb. Alles in allem aber ein gelungener Dreikampf. Nun bleibt für alle Parteien noch drei Wochen Zeit zu mobilisieren und um jede Stimme zu kämpfen.