Nachtrag zum FDP-Parteitag

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Vom Volk gehasst, von der Presse durch den Dreck gezogen, vom Wähler aus dem Parlament geworfen und anschließend Häme von allen zusammen erhalten. Als FDPler lebt es sich zur Zeit grausig. Von knapp fünfzehn auf unter fünf Prozent binnen vier Jahren. Nur die SPD schlägt die FDP in der Kategorie Sturzflug. Nun darf die FDP erstmals seit Gründung der Bundesrepublik außerparlamentarische Luft schnuppern. Christian Lindner, der frisch gewählte Parteichef, hat das Glück nun den neuen Hoffnungsträger der Liberalen geben. Er soll die FDP zurück in den Bundestag führen und nebenbei noch die Europa- und einige Landtagswahlen (möglichst) erfolgreich bestreiten.

Wieso die FDP gescheitert ist, dazu gibt es sowohl inner- als auch außerparteilich eine Vielzahl an Meinungen. Unglaubwürdig, opportunistisch, Lobby der Reichen, keine Werte und Überzeugungen mehr. Die Liste der Gründe und Sünden lang.
Damit die Freien Demokraten wieder eine Rolle spielen, sind zwei Dinge zu beachten.

Die FDP muss sich wieder lösen aus dem rechten Lager, an das sie sich gekettet hat. Lange Zeit war die Partei Genschers Experte in Sachen Überlaufen sowie das Zünglein an der Waage und an den meisten deutschen Regierungen beteiligt. Dass sich die FDP an die Union gekettet hat, war ein Fehler. Neue Koalitionen müssen nun angegangen werden oder alte wiederbelebt werden. Man erinnere sich an die sozialliberale Koalitionen unter Brandt und Schmidt. Wieso soll hier liberale Politik unmöglich sein?

Womit wir zum zweiten Punkt kommen. Die FDP muss sich weg bewegen von der schlechten Angewohnheit, Liberalismus nur auf die Wirtschaft zu beziehen. Ganz aktuell hätten wir ihn wieder nötig, den liberalen Gedanken; die USA spionieren uns aus und was macht die GroKo? Sie bekennt sich zur Vorratsdatenspeicherung. Homo-Ehe, Integration, alles Themen, die von Grund auf liberal sind, die aber vom linken Lager okkupiert wurden, weil die FDP sich dem Neoliberalismus verschrieb und damit alles andere aufgab. Die FDP muss wieder die FDP werden.

Nun hat sich die abgestrafte Partei auf ihrem Parteitag neu aufgestellt. Mit Parteichef Lindner und seinem neuen Stellvertreter, Nordlicht Kubicki, hat die FDP endlich wieder Symphatieträger. Beide sind rethorisch versiert, glaubwürdig und haben sich bei den Landtagswahlen gut geschlagen, haben die Partei motiviert. Doch zugleich steht auch die Kraftprobe mit den Eurokritikern innerhalb der Partei an. Außerhalb der Partei besitzt die FDP mit der Afd eine ernstzunehmende Konkurrenz. Doch auch von ganz anderer Seite droht Gefahr. Was, wenn sich die Grünen entscheiden, sich mit liberalen Elementen zu versehen? Auch die SPD wittert die Gelegenheit, ruft auf Sozialdemokrat zu werden, um liberale Politik zu machen.

Ein hartes Stück Arbeit wartet auf die Liberalen. Der Weg ist lang und hart, es wird Rückschläge geben, doch eins kann der FDP Mut machen: Schlimmer kann es nicht mehr werden.

Autor: Henri Koblischke

Hi, ich bin Henri und schon seit langem politikinteressiert. Da mir auch Schreiben Spaß macht, habe ich den Blog www.politicsgermany.com aufgebaut. Hier kommentiere ich mit anderen Interessierten die aktuellen Ereignisse in Deutschland, Europa und der Welt. Neben meiner Web- und IT-Affinität bin ich auch ganz analog als Geocacher unterwegs ;)

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