Das 14. Türchen des SPD-Adventskalenders hat eine ganz besondere Überraschung parat. Nicht etwa ein extra großes Stück Schokolade für Sigmar Gabriel, nein, das Ergebnis des Mitgliedervotums liegt dann vor. Juhu, endlich erfahren wir, ob es eine große Koalition geben wird!
Nach jahrelangen Streitigkeiten um den Koalitionsvertrag und unzähligen Wochen der Basisbefragung stand das Ergebnis am letzten Samstag fest; zur Erinnerung, die Bundestagswahl fand am 22. September vor fast drei Monaten statt. Zur Auswahl gab es entweder die Koalition von Union und SPD, also eine Amtsperiode voller Leid und Elend und Inhaltslosigkeit, oder im schlimmsten Fall sogar weitere Verhandlungen und elendig lange Streitigkeiten. Bitte Basis, erlöse uns von dem Bösen! Beide Möglichkeiten sind nicht das Ideal für eine erfolgreiche deutsche Zukunft. Doch damit müssen wir leben. Das hat sich der Deutsche schließlich selbst zuzuschreiben. Wähl doch nächstes Mal bitte anständig, oder willst du wirklich so ein Gruselkabinett über deine Zukunft entscheiden lassen? Hoffentlich nicht.
Es bleibt festzuhalten, dass Sigmar Gabriel bis zum Schluss für die GroKo gekämpft hat, warum auch immer. Dieser Mann ist ein Rätsel, doch genau das macht ihn so unberechenbar. Er war derjenige, der seine Basis motivierte, so dass über 70 Prozent an der Abstimmung teilnahmen. Was ihn dazu angetrieben hat, dass die Basis ihre Prinzipien über den Haufen werfen soll, ist auch wieder ein Gabrielsches Rätsel. Mensch, dieser Gabriel, was wissen wir eigentlich über ihn?
Auf jeden Fall zeigte sich deutlich, dass diese Wahl historisch bedeutender als die Bundestagswahl war. Auch wenn man es kaum glauben mag, aber das Mitgliedervotum war spannender als alles andere in diesem Jahr, es war sozusagen das Highlight 2013, nicht einmal die NSA war interessanter.
Doch wie hat sich die Basis nun entschieden? 76% der abgegebenen Stimmen fielen für den Koalitonsvertrag von Union und SPD aus. Haben es also die Rentner geschafft ihr Kreuzchen zu machen, um anderen Jüngeren das Glück zu ermöglichen, mit 63 in Rente gehen zu können. Wie selbstlos! Das ist gelebte Solidarität! Das ist Sozialismus! Herzlichen Glückwunsch an dieser Stelle an CDU und SPD, die nun nach 84 Tagen offiziell eine Regierung bilden können. Nun können sie endlich legal nichts tun. Alle freuen sich über den glücklichen Ausgang der Abstimmung, sogar die Kanzlerin hob ihre Mundwinkel zu einem Lächeln und das will was heißen. Hoffnungsvoll kann das deutsche Volk, vertreten durch eine einzigartige Regierung, Richtung Zukunft schauen. Wir können uns auf die PKW-Maut für Ausländer, die Mütterrente sowie die Rente ab 63 und viele andere sinnlose Vereinbarungen freuen. Die 18. Legislaturperiode wird eine ganz besondere, mit viel Herz, Freude und Spaß, zumindest, wenn Sie kein Steuerzahler sind (genau, Sie sind gemeint, Herr Hoeneß!). Wenn doch, dann werden diese vier Jahre sehr teuer.
Eine letzte Frage bleibt jedoch noch ungeklärt: Was hat die Basis dazu getrieben für die GroKo zu stimmen? Haben die denn gar nichts aus den vorherigen Jahren gelernt? 2005 war die SPD am Boden, 2012 ist die FDP zerstört worden, sie hat es nicht einmal wieder in den Bundestag geschafft. Erkennt denn keiner das Muster? Jede Partei, die mit der Union unter Mutti koaliert hat, war nach den vier Jahren nicht mehr dieselbe. Pardon, eigentlich schon dieselbe, nur eben sehr, sehr viel kleiner und nicht wieder zu erkennen. Wie ein Vampir saugen Mutti & Co. ihre Koalitionspartner aus, lassen sie dann verblutet liegen und suchen sich ihr nächstes Opfer: diesmal wieder die SPD. Wer hätte es gedacht, die SPD ist aber auch naiv! Demnächst muss man das Sprichwort umformulieren: nicht der Gärtner ist immer der Mörder, sondern die ostdeutsche Kanzlerin. Man zeigte sich in der SPD-Spitze zwar zunächst noch kämpferisch, doch mit diesem Entscheid hat die Basis kopflos das Schicksal der Partei besiegelt. Es droht die Gefahr, erneut alle sozialdemokratischen Überzeugungen über Bord geworfen zu kriegen. Das ist fast schon bemitleidenswert. Die arme SPD. Immerhin kann sie sich nun als traditionell und modern bezeichnen, sie ist die erste Partei, die einen Mitgliederentscheid durchgeführt hat. Ein Erfolg, wie er in Zukunft nur noch selten vorkommen wird, der auch noch ad absurdum geführt wird, betrachte man das Durchschnittsalter der Abnicker, äh Mitglieder.
Während man also immer weiter in den Schatten der Union rücken wird, kann Mutti erneut das Land regieren und die SPD langsam aber sicher so unterdrücken und terrorisieren, bis diese sich nichts Sehnlicheres als das Ende wünschen wird. Doch was genau den Sozialdemokraten blüht, das weiß nur Merkel allein.